6. Schweden 2013 – In Marstrand

Heute haben wir, die Elfenreisenden, beschlossen, unser einsames Eiland zu verlassen und uns ins Touristengetümmel zu stürzen. Nun ja, was man hier an der Westküste so darunter versteht…wahrscheinlich werden an unserem Zielort Marstrand zwei bis drei Leute mehr sein, als hier bei uns in Hälleviksstrand. Zunächst müssen wir aber anderthalb Stunden Autofahrt in Kauf nehmen bevor wir uns wieder auf die geliebten Drahtesel schwingen können. Autofahren ist hier in Bohuslän jedoch ein Vergnügen an sich, der Weg ist das Ziel. Und so zuckeln wir mal wieder durch eine Bilderbuchlandschaft, die jedem Abonnenten der „Landlust“ die Freudentränen in die Augen treiben würde.

DSC2111Marstrand ist einer der wichtigsten Badeorte an der Westküste, ein Sommerparadies und eine Seglermetropole.

Der Aufstieg Marstrands zu einer blühenden Küstenstadt im Mittelalter kam durch den Hering, der Papst erteilte sogar eine Ausnahmeerlaubnis zum Fischen an Wochenenden und Feiertagen. Durch den Wandertrieb des Herings gab es immer wieder Jahre mit außergewöhnlich großen Heringsfängen. Skagerrak und Kattegat begegnen sich direkt vor Marstrand. Hier waren früher nicht nur die Fischer, sondern auch die Schmuggler zu Hause.

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Die Festung Carlsten (Carlstens fästning) thront über der Stadt. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und sollte vor allem den wichtigen, weil meist eisfreien Hafen schützen. Zum Bau der Festung wurden damals Gefangene herangezogen.

 

Wir düsen wie immer mit unseren Rädern durch den Ort und erschrecken die Schweden, die anscheinend gar nicht so viel Fahrrad fahren wie wir.

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Hamngatan ist die Uferpromenade, hier tobt im Sommer das Leben. Es gibt Straßencafés, Restaurants und viele kleine Geschäfte. Nun muss der weibliche Teil der Elfenreisenden beschämt gestehen, dass der Kaufrausch sie packte. Ganz Schweden ist augenblicklich im REA- (Ausverkaufs-) Fieber und sie wurde voll infiziert. Der männliche Teil widmete sich währenddessen einem Cappuccino mit Blick auf den vorgelagerten Yachthafen, da gibt es immer etwas zu sehen.

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Das leibliche Wohl kommt in Marstrand auch nicht zu kurz und bei den Elfenreisenden schon gar nicht! Wir werfen Anker im Marstrand Wärdshus und angeln uns einen Surf and Turf Burger, tatsächlich ein Burger der feinen Art mit Rindfleisch, Hummer und den superleckeren schwedischen Krabben. Ein exzellenter Fang!

5. Schweden 2013 – Mit dem Boot nach Gullholmen

Heute stellen wir, die Elfenreisenden, schon morgens beim Frühstück fest, dass wir mal wieder Wasser unter dem Kiel brauchen! Frank zückt die Karte. Wo ist die nächste Insel und das dazugehörige Schiff, das wir entern können?

Frank Karte

DSC1853Von Tuvesvik geht ein Boot nach Gullholmen. Na gut, wir brauchen erst mal das Auto,  werden dieses aber am Fähranleger stehen lassen, denn Gullholmen ist autofrei. Super! Wenn genug Platz ist, nehmen die Boote auch Fahrräder mit. Heute wird das kein Problem sein. Wie es in der Hauptsaison ist, kann man nur ahnen. Ja, tatsächlich ist jetzt, in der zweiten Augustwoche, die Hauptsaison bereits vorbei hier in Schwedens Westen. Lise am Ticketschalter erklärt; „Für uns Schweden beginnt der Sommer mit dem Mittsommerfest im Juni und endet eigentlich bereits nach der ersten Augustwoche. Dann gehen die meisten wieder arbeiten.“ Sie grinst: „Aber das ist doch gut für euch. Es ist nicht mehr so voll hier und das Wetter ist toll.“  Wir stimmen aus vollem Herzen zu und radeln auf das Schiff.

Gullholmen ist der Insel Orust westlich vorgelagert und setzt wieder mal voll auf Schärenromantik. Die malerischen Fischerhäuschen aus Holz leuchten uns schon vom Boot aus entgegen und wir können es kaum abwarten loszuradeln.DSC1859 (1)

DSC1869 (1)Das Wahrzeichen von Gullholmen ist die Lotsenleiter auf dem höchsten Punkt des Ortes, den die wackeren Elfenreisenden natürlich samt Fahrrad sofort erklimmen (unser Keuchen ist bis weit über die Insel zu hören). Die Lotsenleitern findet man häufig an der Westküste, sie dienten in Zeiten vor Kachelmann dazu, möglichst präzise Wetterbeobachtungen zu machen und die Seefahrer mit Sturmwarnungen zu versorgen. Wer hier hoch möchte, schaut nach dem Zeichen „Lotsutkiken“. Belohnt wird man durch eine fantastische Aussicht.

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Wir düsen weiter kreuz und quer über die Insel, finden malerische Badeplätze, klettern glatte Felsen hinauf und können uns wieder mal nicht sattsehen.DSC1897 (1)

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Schließlich landen wir am Hafen, wo wir im kleinen Supermarkt ein Picknick zusammenstellen, das wir an einem Holztisch mit Blick auf die schaukelnden Boote verspeisen.

 

 

Beim allerletzten Bissen eingelegten Herings läuft das Boot ein, das uns wieder zum Festland bringen wird. Wer sagt´s denn: Perfektes Timing an einem perfekten Urlaubstag.

 

4. Schweden 2013 – Mehr von Orust

Habe ich überhaupt schon etwas von „unserer“ Insel Orust erzählt? Schließlich düsen wir im Augenblick kreuz und quer über die Insel und manchmal über ihren Tellerrand hinaus.

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Also gut: Mit einer Fläche von 388 qkm ist Orust die größte Insel der Westküste und die drittgrößte Insel Schwedens. Sie liegt ca. 60 km nördlich von Göteborg.  Die Meeresküste ist geprägt von Heide und Eichenwäldern, im Binnenland überwiegt offenes, fruchtbares Ackerland, dazwischen Nadelwälder und ganz ganz viele knuffige kleine Seen.

1Im Westen von Orust liegt der Schärengarten mit Felseninseln, die überwiegend aus rotem bis grauen Urgestein mit niedrigen Grasbüscheln bestehen. Bäume fehlen ganz. Von unserem Häuschen gucken wir genau dorthin.

 

 

Heute radeln wir Richtung Mollösund, ein paar Kilometer von Hälleviksstrand entfernt.

2Wir sind mächtig stolz, dass wir das ständige Auf und Ab auf unsere alten Tage noch so gut bewältigen. Wenn wir ehrlich sind, hatten wir uns die Angelegenheit hier etwas flacher vorgestellt. Wir strampeln ganz schön, wenn´s mal wieder den Hügel hoch geht, aber dafür darf man zur Belohnung ja hinten auch wieder runtersausen.

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Ach ja, und nicht selten belohnen wir uns zwischendurch auch mal mit einem netten Imbiss am Hafen. Denn eines ist hier in Bohuslän ganz sicher: Früher oder später (meist früher) kommst du immer an einen schnuckeligen Hafen. Und so auch diesmal: Mollösund.

 

4 5Mollösund liegt weit draußen auf einer Landzunge am süd-westlichen Ende von Orust, Es ist eines der ältesten Fischerdörfer der Gegend, aus dem Jahr 1500. Das Örtchen war damals Teil des Königreiches Dänemark-Norwegen und die Drehscheibe für die lukrative Heringsfischerei. Als der Hering verschwand kam die Armut und die Fischer waren gezwungen, ihren Lebensunterhalt auf andere Weise zu bestreiten, unter anderem durch Viehzucht. Auch heute trifft man noch die eine oder andere Kuh.

In den 1750er Jahren kam der Hering zurück, die Gesellschaft blühte wieder auf und die Bevölkerung wuchs auf 500 Einwohner. Heute leben ganzjährig nur noch ca. 240 Menschen hier.

Aber der kleine Hafen jedoch hat immerhin eine Kapazität von 100 Booten und auch wir finden, dass hier einiges los ist. Heringe vermissen wir nicht und die Bewohner sicher auch nicht, denn sie haben heute ein gutes Auskommen durch uns Touris.

 

3. Schweden 2013 – Ein Rundgang durch „unser“ Dorf

Unser kleiner Fischerort Hälleviksstrand ist herzerwärmend schnuckelig und ziemlich abgelegen. Tatsächlich ist er mehr eine Sommerfrische für Schweden, die hier im Sommer mit Mann und Maus ihre Stugas, Sommerhäuser, beziehen. Hier gibt es nicht einmal einen Lebensmittelladen, nur eine Eisbude und einen Pub im Hafen.

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Gleich am Ortseingang wird der Reisende von einer malerischen roten Holzkirche begrüßt.

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Denkt man sich den Turm weg, sieht sie aus wie eine Villa mit ihren allseitigen Giebeln und den hohen Fenstern. Gebaut wurde sie Anfang des 20. Jahrhunderts von Adrian Petersson, erzählt uns eine freundliche Gottesdienstbesucherin. Wir haben Glück, gerade am Ende eines Gottesdienstes einzutreffen, denn reguläre Öffnungszeiten sind nicht auszumachen. Die nette Dame bleibt nun aber noch während die übrigen Kirchenbesucher am Hände schüttelnden Pastor vorbei die Kirche verlassen. Wir hören von einer ziemlich wundersamen Begebenheit im Zusammenhang mit der Christusfigur, die in der Apsis steht. Aus Ton gefertigt, sollte sie über Nacht trocknen. Jemand schloss jedoch die Kirchentür und sperrte den trocknenden Luftzug aus. Die gen Himmel erhobenen Arme Christi sanken daraufhin über Nacht nach unten und ließen die Christusfigur in einer weit weniger überschwänglichen, eher menschlichen und einladenden Geste zurück.

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Hälleviksstrand hat nur 250 ständige Einwohner. Im Sommer kommen noch einmal so viele Bewohner hinzu. Auch ein kleines Museum gibt es, in dem man sehen kann, dass die Menschen hier im 19. Jahrhundert in erster Linie vom Fisch und vom Handel lebten.

Unsere erste Ortserkundung zeigt: Wir sind in einer Puppenstube gelandet. Die kleinen bunten Holzhäuschen liegen in einem Bogen um den geschützten Hafen und ziehen sich weiter entlang einem schmalen Fjord Richtung Kirche. Nach oben stapeln sie sich die Felsen hinauf, einmal hingewürfelt aus dem Bauklotzkasten. Von überall enorme Blicke über das felsige Meer.

Unser Häuschen ist das weiße in der Mitte gleich oberhalb der Bootshäuschenreihe.

Unser Häuschen ist das weiße in der Mitte gleich oberhalb der Bootshäuschenreihe.

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Während unseres Rundgangs landen wir sofort in Mia´s Sjöböd, Café und Butik (ja, so wird´s geschrieben).

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Mia hat ihr Café in einem der kleinen roten Bootshäuschen, die die Perlenkette um den Hals aller Hafendörfchen in Bohuslän bilden. Sie backt Kuchen zum Anbeißen und sieht selbst auch so aus in ihrer gerüschten Schürze.

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Auch der Capuccino ist der beste weit und breit, man trinkt ihn natürlich direkt am Wasser. Nebenbei kann man hier in allerlei hübschem Krimskrams stöbern und vielleicht ein Andenken mitnehmen. Wer Lust hat, fährt mit ihrem Mann Anders danach raus auf´s Meer zum Angeln oder nur die Seehunde auf den Felsen beobachten. Anders fungiert auch als örtliches Wassertaxi.

Wir machen frisch gestärkt weiter mit unserer Erkundungstour.

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66Außerhalb des Ortes klettern wir die Felsen hoch. Hier geht es rauer zu.

 

 

 

Für heute haben wir genug gesehen, ab in´s Häuschen.

„Hej da….“

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2. Schweden 2013 – Hälleviksstrand (Bohuslän)

Die Schärenküste von Bohuslän, sie erstreckt sich entlang des Skagerraks bis hinauf zur norwegischen Grenze. Was soll ich sagen….schon die Anreise hat uns, die Elfenreisenden, umgehauen. Über drei Brücken erreichen wir die Insel Orust, nördlich von Göteborg. Das Wetter, morgens noch sonnig und heiß, schlägt nun ein paar feuchtere Kapriolen. Trotzdem, die riesigen glatten Felsen, das Meer, die spärlich bewachsenen Granitinseln, die weißen und ochsenblutroten Häuser….wir wissen sofort, hier wollen wir so schnell nicht mehr weg! Müssen wir auch nicht, eins dieser weißen Häuschen über dem Meer soll unseres sein, für eine Woche. In Helleviksstrand steht es und wir müssen es nur noch finden.

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„Ich glaub, das ist es!…Oh oh bitte, lass es das dort sein….“

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Und tatsächlich, wir stehen vor „unserem“ Häuschen….blockieren mit unserem Auto die gesamte „Straße“.

Der Schlüssel ist für uns versteckt….wir finden ihn, wollen ganz schnell hinein…und werden schon wieder umgehauen!

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Hier werden wir uns pudelwohl fühlen, schöner kann´s nicht sein!

 

1. Schweden 2013 – Auf geht´s…

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Wie beginnt man seinen allerersten Blog? Schon mal nicht schlecht, wenn man am frühen Morgen bei einer Tasse Espresso sitzt und auf felsiges Meer blickt, so wie ich jetzt.

 

 

 

 

Aber zuerst ein Rückblick:

Unsere erste Tour als „Elfenreisende“ beginnt am Freitag mit nervtötenden  Staus in Deutschland und einem tröstenden wunderbaren ersten Stopp in Lolland, Dänemark, gleich hinter der Fähre von Puttgarden nach Rödby. Hier reist man auf der Vogelfluglinie und die macht ihrem Namen auch alle Ehre. Mit dem online vorbestellten VIP Ticket geht es wie im Fluge: Ankommen, bevorzugt auf die Fähre rollen, den nicht so Glücklichen in den langen Schlangen noch einmal zuwinken und schon geht´s los.

DSC1682In der Oreby Mölle in Saksköbing auf Lolland wollen wir, die Elfenreisenden, unsere erste Nacht verbringen. Leicht verschwitzt, es ist immer noch brütend heiß, und von der Meeresbrise zerzaust fahren wir in den Hof.

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Anne-Lise und Henrik sitzen bei einem Frischgezapften am Gartentisch.  Ah, das ist jetzt auch was für uns, mal sehen….die herzliche Begrüßung durch die beiden lässt jedenfalls hoffen. Zuerst zeigt uns Hendrik aber voller Stolz das Herrenhaus. Selten haben wir ein so stimmig eingerichtetes Anwesen gesehen.

 

DSC1692DSC1698Das Einrichten alter Herrenhäuser sei das Hobby des adligen Hausherren, der nebenan im Schloss residiere, erzählt Hendrik.  Anne-Lise und er hätten die alte Mühle nur gepachtet, um hier ihr Bed & Breakfast zu betreiben.  Ach so, eine Mühle war das mal, wo sind denn die Flügel?

 

„Irgendwann im Laufe der Zeit abhanden gekommen“,  erzählt Hendrik und zeigt alte Fotos, da waren sie noch dran. Das Gebäude heute hat so gar nichts von Mühle, eher  von schönem Herrenhaus.

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Wir jedenfalls beziehen erst einmal unser hochherrschaftliches Zimmer mit Blick zum Fjord.

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Am nächsten Morgen stellen Anne-Lise und Henrik Köstlichkeiten aus der Region auf das Frühstücksbuffet, meistens Bio. Gut!

 

 

Das Speisezimmer passt ins übrige Ambiente, der adlige Hausherr hat auch hier an nichts gespart und seinen ausgezeichneten Geschmack bewiesen. Geschmacklich ist auch das Frühstück allererste Sahne, pardon, Biomilch.

Wir aber wollen nun weiter und versprechen unseren netten Gastgebern, irgendwann wiederzukommen. Wenn´s nett war, sind wir anhänglich!